
Gottesdienste in der Auferstehungskirche
Wir laden ein:

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Name des Sonntags, Lieder, Lesungen und
Predigttext?
Viel Interessantes finden Sie im
Liturgischen Kalender
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Die heilsame Unterbrechung des AlltagsGedanken über den Gottesdienst |
Teil 1: Die Ursprünge unserer Feier
Die ersten Gottesdienste der ersten Christen waren eine Mischung aus Abendmahlsfeiern und Wortgottesdiensten, wie die
Judenchristen es aus ihren Synagogen kannten. Dort wurden Texte aus der Tora gelesen und von Predigern ausgelegt.
Diese Wortverkündigung verknüpften die ersten Christen mit dem Herrenmahl zu ihren Gottesdiensten, die sich in
Privathäusern von Gemeindegliedern feierten (vgl. 1. Kor 14,26). Jedoch nannten die Menschen ihre Treffen noch nicht
Gottesdienst. Dieser Begriff (griechisch leitourgia) meinte bis zum 13. Jahrhundert entweder den kultischen Tempelgottesdienst
des Alten Testaments oder die Aufforderung, das gesamte Leben als Gottesdienst zu begreifen (Röm 12,1 − 2).
Der Gottesdienst schafft das Priesteramt
Erst ab dem 2. Jahrhundert beginnt sich die bisher unlösbare Verbindung aus Mahlfeier und Wortverkündigung zu lockern.
Erste Feiern, in denen auf das Mahl verzichtet und in denen "nur" die Bibel ausgelegt wurde, kamen auf. Motor dieser
Wortgottesdienste war die Überzeugung, dass man erst nach einer intensiven Christenlehre getauft und damit zum Abendmahl
zugelassen wurde. Und diese Christenlehre wurde in einen Gottesdienst verpackt. Zeitgleich mit dieser Entwicklung wird der
Gottesdienst in die bis heute gültigen Teile Lesung, Verkündigung, Abendmahlsfeier und Fürbitte geteilt. Da das Mahl
nach damaliger Vorstellung nur von einem berufenen Menschen eingesetzt werden durfte, entsteht mit dieser Gottesdienstordnung
auch das Priesteramt − dem Amt, das das Herrenmahl einsetzen kann.
Die Heilige Messe |
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Doch die Tendenz zur Einheitlichkeit und Klarheit löst sich kommenden
Jahrhunderten zunehmend auf. Am Vorabend der Liturgie wirken viele verschiedene Einflüsse auf die Feier der Heilige Messe
ein, dass man kaum zweimal dieselbe Gottesdienstfeier in Deutschland findet. Dieser liturgische Wildwuchs wird einen
Mönch namens Martin Luther gehörig wurmen.
Drei Fragen auf den Weg
Erlauben Sie mir drei Fragen zum Abschluss dieses ersten Artikels:
"Der Gottesdienstbesuch ist für mich wie ..."
Welches Bild fällt Ihnen dazu ein? Wann ist für Sie ein Gottesdienst gelungen?
"Gottesdienst ist das Zentrum des Gemeindelebens."
Können Sie diesem Satz im Blick auf unsere Gemeinde zustimmen? Ist er
grundsätzlich richtig oder führt er in die falsche Richtung?
Denken Sie nach und reden Sie darüber.
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Teil 2: Über Den Gottesdienst
Wir blicken in diesem Artikel besonders auf die Zeit der Reformation.
Unbiblisches Gottesdienstverständnis?
Das Abendmahl, von Jesus selber für seine Gemeinde eingesetzt, sorgte im Mittelalter mehr und mehr dafür, dass der
Priester und die Gemeinde auseinanderrückten. Denn die Vorstellung von einem wirklichen Leib und dem wirklichen Blut
Christi erfüllte die Menschen mit gewaltiger Scheu vor dem Mahl selber und dem Ort, wo diese Wandlung von Brot und
Wein zu Leib und Blut vollzogen wurde.
So konnte die Feier der Messe als Handlung missverstanden werden, mit der man sich selbst oder anderen, vor allem den
Verstorbenen, vor Gott Verdienste erwarb. Diese Fehldeutung des Gottesdienstes war eines der Motive für die Reformatoren,
ihre Kirche verändern zu wollen.
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Gegen den Wildwuchs der Messe |
Auch gegen besondere Vorschriften bei der Liturgie, also den Elementen, die in einem Gottesdienst vorkommen, setzt sich Luther
zu wehr. Es gibt für den Ablauf eines Gottesdienstes, so sagt er in seinem Vorwort zur Deutschen Messe, keine Vorgaben von
Gott, die zwingend erfüllt werden müssen. Alleine dass gefeiert wird, ist wesentlich.
Luthers Gottesdienstvorstellung
Luther selber hat zwei Gottesdienstordnungen veröffentlicht, die sich am Ablauf der katholischen Messe orientieren.
Jedoch verändert Luther die überlieferte Abendmahlsliturgie stark und sorgt durch deutschsprachige Lieder und Texte dafür,
dass die Gottesdienstbesucher aktiv am Gottesdienst teilnehmen − anstatt wie damals bei der katholischen Messe nur passiv
dabei zu sein. Und er hebt die Bedeutung der Predigt hervor, die er zu einem Zentrum des Gottesdienstes erhebt. Sie soll
den Hörer nicht nur erklären, was er glaubt. Vielmehr soll die Predigt den Glauben erwecken und stärken. Thema der Predigt
ist natürlich das Wort Gottes, also die Bibel, ihre Bedeutung und warum wir das für das alltäglche Leben brauchen.
Einen wichtigen Rat hat er allerdings allen Predigern hinterlassen. Er ist so gut, dass es mir kalt den Rücken runterläuft,
wenn ich daran denke, jemand könnte einmal gegen diesen Ratschlag verstoßen. So sagt Luther: Ihr könnt Predigen, über was
ihr wollt, aber niemals über vierzig Minuten.
Persönliche Fragen:
Und zum Abschluss seien mir wieder drei persönliche Fragen erlaubt. Was meinen Sie?
Du bist kein Christ, wenn du nicht in den Gottesdienst gehst.
Ich könnte gut auf liturgische Elemente wie den Introitus (gesungener Psalm), das Kyrie (Herr der Erbarme dich), etc.
verzichten.
Der Pfarrer soll mir bloß nicht sagen, wie ich leben soll.
Ich würde mich freuen, wenn Sie sich mit uns über ihre Ansichten zum Gottesdienst unterhalten wollen.
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Teil 3: Ein Fest mit Gott
In diesem Teil werfen wir den Blick auf die Entwicklung des evangelischen Gottesdienstes bis zum 19. Jahrhundert.
Hauptsache belehrend |
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Gegen diese Predigtergüsse wandte sich das
angeblich von Martin Luther stammende Zitat: "Ihr könnt predigen, über was ihr wollt, aber predigt niemals über vierzig
Minuten." Oft ging es bei diesen langen Erziehungspredigten nicht mehr vorrangig um Glaube und Gott, sondern um
Alltägliches und Nützliches. Tipps zur Bienenzucht, die der Pfarrer selbst herausgefunden oder von denen er gelesen hatte,
und neuste Erkenntnisse z.B. bei der Krankenpflege waren fr den Prediger dann genauso wichtig wie die Auslegung des Wortes Gottes.
Das lag auch daran, dass der Pfarrer im Namen der Obrigkeit von der Kanzel politische Neuigkeiten oder neue Gesetze verkünden
musste, da nur zu dieser Gelegenheit alle Menschen einer Siedlung zusammenkamen.
Hauptsache fromm
Eine andere Strömung evangelischer Christen sah die weltlichen Themen in der Predigt kritisch und konzentrierte sich auf Glaube
und Gott; jedoch predigten diese Pfarrer auch mehr als eine Stunde, jonglierten dabei teils recht erfinderisch mit Bibelworten
sowie vermeintlichen Aussagen der frommen Reformatoren und erschlugen ihre Zuhörer mit frommen Worten.
Ein ganz anderer Ort
Ein Umdenken geschah erst im 19. Jahrhundert mit dem berühmten Theologen Friedrich Schleiermacher. Für ihn war an einem
Gottesdienst gerade wichtig, dass er keinen Zweck zu erfüllen brauchte − also kein Ort des Unterrichts oder der
Bibelschule war. Für Schleiermacher sollte der Gottesdienstes ein Ort und eine Zeit sein, wo Menschen etwas erleben
können, das sich von anderen Ereignissen und Angeboten deutlich unterscheidet.
Schleiermacher wandte sich somit gegen die stundenlangen Predigten und die oft erstarrten Feiern, bei denen die
Gläubigen bis auf ein gelegentlich gesungenes Lied nur unbeteiligt im Kirchenraum standen. Für ihn wurde der
Gottesdienst zu einem Ort, an dem der Mensch Gott erleben kann, an dem er frei ist von den Zwängen, denen er sonst
unterworfen ist, und an dem er zu neuer Lebenskraft kommt. Er brachte das auf die Formel: Der Gottesdienst soll heilsame
Unterbrechung des Alltags sein. Diese Deutung von Gottesdienst und große Veränderungen in der Gesellschaft öffneten der
evangelischen Theologie im 20. Jahrhundert ein neues Verständnis für Gottesdienste und liturgische Feiern.
Persönliche Fragen:
Wie immer erlaube ich mir, Ihnen zum Abschluss dieses Artikels drei Fragen zu stellen. Was meinen Sie?
Ein Gottesdienst muss an einem Sonntagmorgen gefeiert werden, sonst ist es kein richtiger Gottesdienst.
Gottesdienst feiern ist etwas für alte Leute.
Ich werde mich immer an diesen einen Gottesdienst erinnern, weil ...
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